Sie wusste beim besten Willen nicht was sie schon ganze 40 Jahre hier in diesem Land hielt. Das passte gar nicht zu ihr. Sie war eine Reisende die es liebte die Welt zu erkunden und andere gerne zum Narren hielt. Kurz und einfach eine Weltenbummlerin von Beruf. Bisher ist es aber noch nie vorgekommen das sie so lange an einem Ort blieb, was sie selbt etwas verwunderte aber, keinenfalls störte. Tayara war an niemanden gebunden und hatte auch keine Pflichten zu erledigen. Einfach nur in den Tag hinein leben ist das was sie bisher immer machte und da war es nunmal auch egal wo dies war. Genauso wie an diesem sonnigen Tag.

Tayara streifte gedankenverloren durch den Wald auf der Suche nach etwas essbaren. Es brauchte ein wenig bis sie etwas anfing zu wittern. Sie folgte der Spur schnell und fast lautlos. Bis sie ihr Ziel endlich aus dem Dickicht heraus sah. Ein wunderbar saftiges Wildschwein fraß direkt vor ihr ein paar Beeren und ahnte nichts von seinem bevorstehenden Schicksal. Langsam pirschte sich Tayara etwas näher ran. Mit einem Satz sprang sie auf ihre Beute, die zielsicher in ihrem Maul verschwand. Sofort hörte das Tier auf sich zu bewegen und wenigen großen Bissen erinnerte nur noch eine kleine Blutlache an diese Jagd. Sichtlich zufrieden setzte Tayara ihre kleine Wanderschaft fort und fing fröhlich an zu summen.

Nach einiger Zeit kam sie an einem schattig gelegenen See an. Mit einem kleinen Sprung stürtzte sie sich in die kühlen Fluten und schwam ein wenig umher. Das Wasser glitzerte, trotz des wenigen Lichts welches durchdrang, auf ihrem schwarzem Schuppenkleid. Es machte ihr sichtlich Freude an so einem warmen Sommertag im kühlen Nass zu spielen, jedoch hielt diese Freude nicht sehr lang an. Alles alleine zu unternehmen machte schlieslich nicht so viel Spass. Etwas gelangweilt legte sie sich deshalb an einem schattigem Plätzchen am Ufer des Sees hin und fing an ein wenig gelangweilt in den Tag hineinzuträumen.

Auf und ab, auf und ab, pause. Auf und ab, auf und ab, pause. Der Wind ging heute so gut, dass er ihn trug, ohne das er ständig mit den Flügeln schlagen musste. Es war ein entspannter Flug, auch wenn er wieder mal nicht wusste, in welches Abenteuer er ihn dieses mal tragen sollte. Vielleicht ja auch zur Abwechslung mal in keines? Keine wildgewordenen Abenteurer, die es wieder mal auf einen Drachen abgesehen hatten, keine Drachen, welche sich mit Wölfen verwechselten und ihn im Rudel aufzureißen versuchten. Vielleicht würde er heute mal einen ruhigen Tag erleben.

Bereits mehrere Stunden flog er, ohne dabei eine Pause einzulegen. Seid ihrer Flucht damals war es für ihn kein Problem mehr, mehrere Tage zu fliegen. Nur benötigte er ab und zu mal eine Stunde schlaf, welche sich allerdings mit genügend Mondlicht ebenfalls kompensieren ließ. Doch war er heute nicht in der Stimmung, seinen Gedanken nachzuhängen und die Landschaft unter sich davongleiten zu wissen. Nein, heute war ihm nach Natur, reiner, unberührter Natur, und zwar irdischer Natur. Wasser, Wald, ein paar Tiere, vielleicht würde er sogar einmal wieder etwas Fleisch zwischen die Zähne nehmen, statt ständig nur von Mondlicht zu leben?

Passender Weise zeigten seine psychischen Sinne, welche auf eine umfassende Wahrnehmung seiner Umgebung eingerichtet waren, ein kleines Tal mit einem See unter ihm an. Er dachte nicht lange darüber nach, faltete seine Flügel zusammen und ließ sich geradewegs nach unten fallen. Er sog die reine Luft durch die Nüstern, nur um kurz vor dem Eintauchen einen Geruch wahrzunehmen, den er hier nicht erwartet hatte: einen anderen Drachen.

Die Ruhe genießend lag Tayara mit geschlossenen Augen im Schatten, als sie plötzlich durch das Geräusch aufgeschreckt wurde, welches klang als wäre ein großer Stein ins Wasser gefallen. Sofort sprang sie in ihre Angriffsposition um sich gegen das unbekannte falls nötig wehren zu können. Sie wusste nicht was auf sie zu kam aber diese plötzlich Spannung gefiel ihr sehr, den sie vertrieb ihre Langeweile.

Nach kurzer Zeit nahm sie dann auch den Geruch eines fremden Drachen wahr. Vorsichtig pirschte sie immer näher an den See heran um zu sehen, wer da ihre Ruhe störte. Kurz vor dem Ufer blieb sie dann stehn und betrachtet sehr genau und wachsam die Wasseroberfläche. Sie wartete gespannt darauf das ihr unbekannter Gast wieder auftauchte, verlor dabei aber nicht ihre Kampfhaltung, schlieslich wusste sie noch nicht ob dieser freundlich oder feindlich gesinnt war.

Vasgandur überkam eine gewisse Neugier. Vor allem, als er den Geruch etwas genauer untersuchte und bemerkte, dass dieser Drache weiblich zu sein schien. Seid über 150 Jahren hatte er keinen weiblichen Drachen mehr gerochen. Alles, was er von Drachen mitbekommen hatte, war männlich und nicht sonderlich freundlich gewesen. Er freute sich, dieser Tag schien wirklich noch einige interessante Wendungen für ihn bereitzuhalten. Der Gedanke, einem zickigen weibchen seiner Art gegenüberzustehen, bereitete ihm plötzlich Vergnügen, eine erwünschte Ablenkung.

Als er auf dem Grund des Sees aufkam drehte er herum, ließ sich noch ein wenig unter Wasser treiben und richtete sich dann wieder leicht richtung Wasseroberfläche aus, welche er einige Momente später auch schon sanft durchstieß. Seine Ohren, seine Nase und seine Psychosinne richteten sich neu aus und suchten das Ufer ab. Seine Nase registrierte, dass der Geruch stärker geworden war. Seine Ohren hörten nichts, dafür erkannten seine Psychosinne dennoch ein Lebewesen am Ufer.

Mit Bewegungen seiner Klauen und Schwingen schwamm er durch das Wasser auf diese Stelle zu und zog sich dort an Land. Das Wasser tropfte von seinen leicht geröteten, dennoch nahezu grauen Schuppen auf den kühlen Stein, welcher das Ufer säumte. Leicht schüttelte er die restlichen Wassertropfen von seinen Schuppen und Flügeln und wand sich dann der Drachin zu, welche immernoch am Ufer stand und scheinbar abwartete.

Die Drachendame musste ein wenig warten bis dann endlich sich der Fremde wieder an der Wasseroberfläche zeigte. Gespannt starrte sie ihn an um so auch bei der kleinsten feindlichen Regung schnellstmöglichst und bestmöglichst reagieren zu können. Sie ging langsam und leise zur Seite als sie ihn auf sich zuschwimmen sah. Es kam ihr ein wenig verdächtig vor das er noch nichts gesagt hatte also behilet sie erstmal ihre Kampfhaltung bei.

Als sie der Drache dann an Land zog und sich langsam vor ihr aufbaute, betrachtete sie ihn mit großer neugier. Einen männlichen Drachen hatte sie schon lange nicht mehr gesehn, sie war schlieslich ständig allein unterwegs, weil es so bequemer für sie war. Tayara musste festellen das der Drache vor ihr keinerlei Dornen oder Hörner besaß, weshalb sie daraus schloss das seine Waffe wohl eher die Magie sein müsste. Am meisten fiel ihr jedoch die komische Färbung seiner Schuppen auf. Sie schienen komplett grau zu sein jedoch besaße diese auch eine leichte ungewöhliche Rote Tönung. So einen Drachen hatte sie noch nie gesehn, was sie nur umso neugieriger machte, wie den sein Charakter sei.

Sie wartete noch einen kurzen Moment nach dem er sich ihr zugewandt hatte. "Wer bist du, das du meine Ruhe störst und was willst du?" Ihre Stimme klang dabei sehr scharf. Sie wusste schlieslich immer noch nicht mit wem sie es zu tun hatte also blieb sie erstmal auf Nummer sicher und wertete ihn erstmal als ein Feind. Ruhig wartete sie in ihrer Kampfhaltung die Antwort des Fremden ab.

Vasgandur sog tief die Luft in seine Nüstern und versuchte, den Geruch der Drachin genauer zu definieren. Er schien ihm nach frischem Blut zu riechen. Aber auch nach anderen Sachen, die er nicht genauer definieren konnte, jedenfalls fielen sie ihm gerade nicht ein. Ihre Worte ließen darauf schließen, dass sie hier geruht hatte.
"Sie will ihr Revier verteidigen", dachte er. "Außerdem versucht sie, die Kontrolle über das Gespräch zu bekommen, indem sie um so energischer auftritt."

Er wusste genau, wie solche Drachen funktionierten. Die, die von Anfang an feindzählig auftreten hatten etwas zu verbergen. Dennoch wollte er ihre Fragen gerne beantworten.
"Was ich will? Ich wollte eigentlich nur ein kühlendes Bad nehmen, als ich bemerkte, dass du hier weilst, also entschloss ich mich, dich einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Mein Name ist im übrigen Vasgandur." Von einem leisen Scharren seiner Schuppen begleitet legte Vasgandur den Kopf zur Seite. "Und wie darf ich dich nennen?"

Tayara war leicht verunsichert als sie merkte das er sie scheinbar versucht irgendwie zu erriechen. "Wieso macht er sowas? Das ist ja schon fast wiederlich....", fragte sie sich. Ihr fiel kein ersichtlicher Grund ein warum andere Drachen das bei der ersten Begegnung machen sollten. "Vielleicht war es in deren Clan ja so Sitte oder sie machen sowas um irgendwas anzudeuten oder zu zeigen." Die ratlose Drachendame beließ dies erstmal dabei und beobachtete ihn weiterhin eingehend.

Seine Antwort schien einen friedlichen Drachen zu vermitteln weshalb Tayara sich wieder entspannte und sich normal vor ihm aufstellte. Sie fand es ein wenig witzig als sie sah, wie er den Kopf fragend zur Seite legte, denn dies hatte sie vorher nur bei Jungdrachen gesehn. "Mein Name ist Tayara.", antwortete sie ihm schlieslich in einem etwas belustigten Ton. "Das man bei dieser Hitze ein kühles Bad nehmen möchte versteh ich ja aber, wieso musstest du dich gleich wie ein Stein reinfallen lassen? Hast du mich den nicht gesehn? Ich trage zwar ein schwarzes Schuppenkleid aber, mit den Schatten verschmelzen kann ich noch nicht. Aber schön das du dich wenigsten noch vorstellst nach deinem Badespass..." Tayara setze sich vor ihm hin, denn er schien wirklich keinen Angriff starten zu wollen.

Mit ihrer freundlichen Antwort wollte sie bewirken das sie ihn nicht gleich wieder verjagt, schlieslich würde das bedeuten das ihr wieder langweilig wäre und darauf hatte sie im Moment überhaupt keine Lust. Also mimte sie die liebe und verständisvolle Drachin auch, wenn ihr wildes rumgespiele warscheinlich besser gefallen würde als nur unterhalten aber, es war besser als nichts.

Belustigt erkannte er, dass sie irgendwie verwirrt schien. Die Ursache dafür war klar.
"Hast du etwa noch nie nach deiner Beute gerochen, um sie zu identifizieren, bevor du sie gesehen hast?" Ein grollendes Lachen dröhnte in seiner geschuppten Brust.
"Es freut mich Tayara. Nun, tatsächlich bin ich nicht davon ausgegangen, dass sich hier ein weiterer Drache aufhällt. Ich bin einigermaßen müde, weit geflogen und wollte mich nur kurz abkühlen, bevor ich mir einen Ort zum Erholen suchen würde."

"Selbst wenn du mit den Schatten verschmelzen würdest, wärst du für mich sicherlich nicht unsichtbar." Wieder lachte der Rote leise. "Ich bin blind. Ich hätte dich nicht gesehen. Und doch hätte ich dich auch gesehen, wenn du für normale Augen unsichtbar gewesen wärst."

Vasgandur spührte, dass sich sein Gegenüber nicht natürlich verhielt. Sie war aufgeregt, dennoch versuchte sie sich, ruhig zu verhalten. Ihm wurde schnell klar, dass dies nicht ihre übliche Verhaltensweise sein konnte. Dafür hatte sich zu Beginn ihres Gespräches viel zu temperamentvoll reagiert. Trotzdem war er gespannt, wie sie sich weiterhin verhalten würde, also ließ er sich ebenfalls in die Knie sinken und nahm vor ihr Platz, seinen Schweif ins Wasser hängen lassend.

Er kam ihr etwas komisch vor. "Natürlich wittere ich meine Beute wenn ich sie suche aber wenn sie vor mir steht eigentlich nicht, schlieslich sehe ich sie ja und kann sie so identifizieren.", antwortete Tayara etwas verwirrt auf die Frage. So etwas komisches wurde sie bisher noch nie gefragt und sie wunderte sich auch leicht darüber warum er sowas fragte. "Es freut mich ebenfalls dich kennenzulernen Vasgandur." Es gelang der Drachendame recht gut ihre Verwunderung zu verbergen.

Ihre neugier stieg jedoch stark an als er sagte das er blind sei. Sie hatte bereits viele Drachen auf ihrer Reise kennengelernt aber bisher ist sie noch keinem blinden Drachen begegnet. Es machte sie nur um so neugieriger wie er sie wohl wahrnahm. Dies würde auch das anfänglich schnuppern von ihm erklären, schlieslich wollte er warscheinlich wissen womit er es zu tun hatte aber trotzdem kam ihr etwas seltsam vor. Wenn er blind ist, wie hatte er dann vorhin gewusste wo sie war. Klar er konnte sie riechen aber ein Geruch gibt nicht den hagenauen Standort von etwas an und als Tayara kampfbereit am Ufer stand gab sie auch keinerlei Geräusche von sich. Aber er schwamm eindeutig zielsicher auf sie zu, also musste er es irgendwie herausgefunden haben, das stand fest. "Vielleicht eine Art Magie?", dachte sie sich aber um das herauszufinden blieb ihr nur eins. Fragen.

"Deine Augen lassen deine Blindheit auch nicht vermuten aber, wenn du blind bist, woher wusstest du dann meinen genauen Standort?" fragte sie nun einfach frei heraus, blieb jedoch bei einem freundlichen Klang ihrer Stimme. Ihre Neugierde versuchte sie dabei nicht zu verstecken, schlieslich gab es keinen Grund dafür."Du konntest mich zwar riechen aber nicht hören, als wie hast du herausgefuden wo ich stand?"

Vasgandur konnte die Verwirrung der Drachendame verstehen. Natürlich konnte sie nicht verstehen, erst recht nicht, wenn sie nicht einmal eine Angehörige seiner Rasse war. Dennoch hatte er keinen Grund, sein Geheimnis für sich zu behalten. Wenn er gefragt wurde, dann antwortete er immer wahrheitsgemäß, selbst wenn er von seinen Feinden gefragt wurde.

"Ich gehöre zur Rasse der Psychodrachen", begann er also seine Erklärungen. "Durch meine Blindheit sind mein Geruchssinn, meine Ohren und mein Tastsinn stark verstärkt. Zusätzlich besitze ich allerdings auch noch die Gabe meines Psychosinns, welcher mir ermöglicht alle Gegenstände, welche einen minimalen Wert astraler Energie besitzen aufzuspühren. Jedes Wesen besitzt ein Minimum an astraler Energie. Es ist der Ursprung allen Lebens. Darum kann ich alles Lebendige spühren, egal wo es sich befindet. Ich kann selbst die allerkleinsten Lebewesen spühren. Jeden Regenwurm, jede Ameise. Du bist wie ein Leuchtfeuer für mich, ich kann dich gar nicht verfehlen. Ich kann sogar deine Gefühlslage erkennen, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad. Wenn du aufgeregt bist, befinden sich deine Energien nicht in Ruhe, wenn du schläfst dagegen schon."

Vasgandur war der Meinung, dass ihre Frage damit beantwortet war und schloss somit sein Maul.

"Ein Psychosinn also...", dachte sich Tayara. Sie wusste ja schon das die Psychodrachen überwiegend magisch ausgelegt sind, aber so etwas hatte sie nicht erwartet. Seine Blindheit brachte ihm also auch vielerlei Vorteie. So konnter Sachen sehen die andere nicht wahrnehmen konnten. Er kann so viel schneller Feinde spüren, falls sich mal welche im Hinterhalt verstekcne würden. Aber eins gefiel ihr am wenigstens daran. Das er bis zu einem gewissen Grad ihre Gefühle spüren konnte war ein kleiner aber feiner Schwachpunkt für sie, schlieslich liebte sie es sich hinter zahlreichen Fassaden zu verstecken und andere zum Narren zu halten, jedoch hatte sie dabei nie ihre Gedanken und wahren Gefühle richtig kontrollieren müssen sondern nur verstecken müssen. Vasgandur jedoch konnte nun so leicht ihre wahren Absichten entdecken, ohne das sie etwas dagegen unternehmen konnte. Tayara erkannte nun das er ein gefährlicher Gegner wäre, wenn sie Feinde wären.

Daraus konnte sie nun schlussfolgern, das sie stets freundlich zu ihm sein sollte und ihn lieber als Verbündeten gewinnen sollte. "Die Idee mit dem Leuchtfeuer gefällt mir irgendwie..", gab die Drachendame freudig zurück, "aber ich muss schon sagen....wie du die Welt siehst ist ganz schön interessant. Aber eines Frage ich mich auch gerade. Was sucht ein blinder Drachen hier in diesem Land so ganz allein? Ich glaube nicht das du nur herkamst um ein kühles Bad zu nehmen", fragte sie ihn nun fröhlich.

"Garantiert nicht", grollte der Rote. "Ich suche nichts. Jedenfalls nichts bestimmtes. Ich reise durch diese Lande, weil ich sonst keine Aufgabe habe. Ich bin auf der Flucht vor den Menschen, welche mich jagen und den Drachen meiner Rasse, welche mich suchen. Ich genieße das Leben in Freiheit, ohne an Clangesetze gebunden zu sein, wie es meine bemittleidenswerten Clangefährten leider sind. Und ich wollte hier eigentlich nur vorbeifliegen, der See war allerdings so einladend, dass ich schließlich hier sitze."

"Nun wird es jedoch Zeit, dass du mir einige meiner Fragen beantwortest. Was machst du hier? Du kannst mir ebenso wenig erzählen, dass du jeden Tag hier liegst und die Sonne genießt, von der du ja nicht sehr viel zu halten scheinst, jedenfalls bist du dafür ja scheinbar nicht gemacht, mit deinen schwarzen Schuppen, wie du sagst."

"Ja die Sonne ist nicht gerade mein Freund, da ich die Wärme auch nicht besonders mag, jedoch meine Schuppen in dieser Hinsicht ein wenig nachteilhaftig sind.", gab sie ein wenig kichernd zu. "Und nein ich liege nicht jeden tag hier rum und schlafe. Ich bin in der Hinsicht wie du. Ich gehöre keinem Clan an und bin ein freier Drache, der jeden Tag nur das macht wozu er gerade Lust hat. Mich binden auch keinerlei Pflichten. Ich bin eine Weltenbummlerin die schon viel erlebt hat und schon viel herumgereist ist."

Als die Sonne so weiterstieg, wich sie ein wenig in den Schatten eines nahegelgenen Baumes zurück. Tayara bliebe dabei ihrem gegenüber weiter zugewandt. "Eines Tages fand ich dann dieses Fleckchen Land und es schien mir zu gefallen. Es kommt selten vor das ich gleich 40 Jahre irgendwo an einem Ort bleibe, was mich jedoch hier hält kann ich selbst nicht sagen. Ich könnte dir nicht mal sagen warum ich reise. Vielleicht mache ich ja dies aus Neugier oder einfach nur um meine Langeweile zu bekämpfen, jedoch bin ich mir da nicht ganz sicher, aber ich werde wohl noch ein wenig hierbleiben."

Nach einer kleinen Pause setzte sie nun fort."Weist du eigentlich schon was du in der Zukunft machen wirst oder fliegst du genauso planlos umher wie ich? Weist du auch schon wie lange du hierbleiben wirst? Es ist ein schönes Land und es gibt auch einiges zu sehen und zu erleben, daher wird es dir anfangs bestimmt auch nicht langweilig werden."

Er rückte seinen Leib etwas zurecht, damit die Sonne besser seine kalten Schuppen erreichen und wärmen konnte. Nach der Strahlung des Mondes, welche seine natürliche Energiequelle war, gefiel ihm die Sonne am besten, wie sie mit ihrer wärmenden Strahlung Licht und Geborgenheit in die Welt brachte und ganz nebenbei auch einige Erholung spendete.
"Ich weiß nicht, was ich weiter machen möchte. Ich weiß nicht, wie lange ich hier verweilen kann, daher habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, ob ich hier bleiben möchte oder nicht, oder ob ich vielleicht sogar schon weiter muss, weil sie mir schon sehr nahe sind. Ich möchte sonst niemandem schaden, daher halte ich mich in der Regel nicht lange an einem Ort auf. Aber du hast recht, es ist hier eigentlich ganz schön, immerhin gibt es hier Sonne und Wasser, und auch einige Tiere, mit denen man zusammen leben kann."

Vasgandur schwieg und versank dabei ein wenig in Gedanken. Tatsächlich stellte sie einige Fragen, an welche er noch gar nicht gedacht hatte, die allerdings nicht unbedingt abwägig waren. Was würde er morgen machen? Das ständige Fliehen war keine Lösung, er musste auch irgendwann mal Ruhe finden.
"Ich denke, ich werde erst einmal einige Tage hier bleiben, wenn ich nicht von meinen Verfolgern gestört werden sollte. Vielleicht fällt mir dann auch eine Lösung für die Frage ein, was ich denn später machen bzw. wo ich hin möchte", entschloss er sich spontan.

"Ich denke du hast eine gute Entscheidung getroffen etwas länger hierzubleiben und wer weis vielleicht finden dich deine Verfolger hier nicht. Dies ist auserdem ein friedlicher Ort und Unruhestifter sind hier ungern gesehen. Vielleicht lassen sie dich ja hier in Ruhe." Tayara machte eine kurze Pause um eine kühlen Luftzug zu geniesen, welcher um ihre Schuppen spielte.

"Jetzt da du dich ja entschieden hast hierzubleiben, wie wäre es wenn du mir die Tage Gesellschaft leistest? Die Einsamkeit plagt ein sehr bei solch langen Reisen und es tut daher gut auch mal ein wenig mit anderen die Zeit zu verbringen, bevor man wieder weiterzieht. Natürlich liegt diese Entscheidung ganz bei dir aber, ich würde es mir wünschen endlich mal wieder etwas Gesellschaft zu haben und ich hoffe du machst mir diesen Gefallen auch wenn wir uns noch nicht allzu lange kennen."

Dies war eine gute Gelegenheit die Einsamkeit die sie sonst immer mit rumschleppte zu vertreiben und natürlich galt dies auch für ihre Langeweile, die sie häufig zu besuchen flegte. Und wer weiß vielleicht gewann sie ja auch so einen guten Freund, auch wenn es komplett gegen ihren Charakter ging. Sie war schlieslich eine Einzelkämpferin, die es genoss nur auf sich gestellt zu sein aber auch sie merkte häufig das die Einsamkeit nicht immer schön war.

Vasgandur stutzte. Diese Drachin, eine einsame Weltenbummlerin, welche durchaus in der Lage zu sein schien, auf sich selbst aufzupassen und offensichtlich keine Gesellschaft gewohnt war bat ihn, ihr Gesellschaft zu leisten? Wenn sie das ernst meinte, dann entsprach es doch sicher nicht ihrer Natur. Sein Interesse war geweckt. Sofort stellte er sich die Frage, wie lange sie es denn wohl aushalten würde, in Gesellschaft zu leben.
"Gerade dafür lohnt es sich doch schon, hier zu bleiben", dachte er sich. Amüsiert stellte er fest, dass ihm der Gedanke, mal wieder etwas länger mit einer weiblichen Artgenossin zusammen zu sein, ebenfalls gut gefiel. "Zügele dich", lachte er lautlos in sich hinein.

"Sicher, wenn ich schon einmal hier bleibe, kann ich dir auch gleich zur Seite stehen, um deine Langeweile zu bekämpfen", sprach er gelassen. "Du kannst mir ja einige Orte zeigen, die es wert wären, dass man sie aufsucht. Oder möchtest du hier weiter die Sonne genießen?", lachte er leise.

"Nein die Sonne möchte ich definitiv nicht weiter genießen." Sie legte ihre Schweif der bislang in der Sonne lag nun näher an sich heran in den Schatten. "Aber bist du den nicht zu Müde von deinem Flug hierher? Er war doch sicher anstrengend und lang. Vielleicht solltest du daher erst morgen die Gegend erkunden. Die Sonne ist auch schon dabei unterzugehen und sich auszuruhen." Mit ihrem Kopf machte sie eine kleine Andeutung Richtung Sonne. "Nimmst du sowas überhaupt wahr? Ich meine, woran merkst du das es Nacht wird? Bestimmt nicht nur an der fallenden Temperatur oder?"

Vasgandur merkte, wie recht sie hatte. Die Müdigkeit lähmte seine Glieder immer mehr, außerdem würde es bald Nacht und der Mond würde aufgehen und ihm neue Energien zur Verfügung stellen.
"Ich merke es an der Temperatur und an den Lebewesen um mich herum. Wenn die Lebewesen, von denen man erwarten würde das sie wach sind, schlafen, ist es Nacht. Außerdem habe ich ja auch noch meinen Körper, der mir zuverlässig sagt, wann es Nacht wird und wann ich aufzustehen habe."

Vasgandur riss das Maul auf und gähnte herzhaft. Eine kleine rosa Flamme züngelte dabei zwischen seinen Lefzen hervor.
"Und du hast recht, ich bin eindeutig zu müde. Ich werde mir also einen Platz zum schlafen suchen und mich bis morgen ausruhen. Hast du eine Empfehlung für mich? Es wäre schön, wenn ich dort das Mondlicht genießen könnte."

"Interessant....", sagte Tayara auf seine Antwort hin. Als er dann vor ihr gähnte und die Farbe seiner kleinen Flamme zeigte, bestätigte dies nur das seine Fähigkeiten wirklich magisch ausgelegt waren. Man erkannte ja an seinen Augen nicht das er tatsächlich blind war, denn sie schienen ganz normal zu sein. Vielleicht hält er sie auch die ganze Zeit zum Narren aber selbst wenn würde sie dies ja noch irgendwann herausfinden.

Seine Frage riss sie wieder aus ihren Gedanken. "Lass mich mal kurz überlegen..." Alle erdenklichen Orte huschten ihr durch den Kopf, doch die meisten davon waren zu weit entfernt oder nicht zum schlafen geeignet bis ihr plötzlich ein geeigneter Platz einfiel. "Es gibt hier in der Nähe eine Lichtung im Wald. Dort scheint eigentlich fast immer der Mond hinein, wenn er gerade nicht von Wolken bedeckt ist. Komm ich bring dich hin." Und mit diesen Worten verschwand sie auch schon im Wald. Es dauerte auch nicht lange bis sie auf einer Lichtung wieder hervorkam. Tayara ging weiter auf deren Mitte zu bis sie sich an eine bequeme Stelle hinsetzte.

Vasgandur flog den Weg hinter Tayara her, um die Tiere am Boden so wenig wie möglich zu stören. Trotz der Schwierigkeit, sich zwischen den Baumstämmen einen Weg zu bahnen, den er auch im Flug nehmen konnte, schaffte er dies doch ganz gut und folgte Tayara schließlich zielsicher bis auf die Lichtung, von welcher sie gesprochen hatte. Tatsächlich schien sie sehr gute Voraussetzung für seine Regeneration zu bieten. Umso verwirrter war er, als sich Tayara mitten auf die Lichtung setzte, schließlich hatte er erwartet, dass sie ihn nun alleine lassen würde.
"Ich sehe schon, dort möchtest du also schlafen?", fragte er sie amüsiert. "Dann werde ich mir wohl einen Platz am anderen Ende der Lichtung suchen, ich möchte dich ja nicht stören, wenn du schläfst."

"Nein du kannst hier ruhig schlafen wenn du möchtest. Ich gehe auch gleich nur wollte ich dich noch was fragen." Tayara lächelte ein wenig. "Mich interessiert es nemlich warum dir das Mondlicht so wichtig ist. Ich muss nemlich leider zu geben das ich die Clans deiner Rasse auf meinen Reisen aus ein paar persöhnlichen Gründen meistens gemieden habe, daher weis ich auch leider nicht viel von euch. Verzeih mir deshalb bitte falls ich dich zu sehr mit meinen Fragen bedränge. Aber ich werde dich danach auch für heute in Ruhe lassen und mir selbst einen Schlafplatz suchen."

Tayara musste diese Gelegenheit ausnutzen. Magie ist eine ihrer größten Schwäche und da Psychodrachen überwiegend darauf ausgelegt sind mied sie diese immer. Aber jetzt wo ein freundlich gesinnter vor ihr stand konnte sie so nun mehr über diese Rasse erfahren um sich so besser vor vermeindlichen Angriffen zu schützen. Selbst falls sie Vasgandur sie mal angreifen sollte, was sie momentan für unwarscheinlich hielt, würde es ihr irgendwie gelingen entweder in zu besiegen oder zu fliehen schlieslich war er allein. Morgen würde sie dann bestimmt noch mehr über ihn erfahren.

"Dann erlaube mir, mich dort hinzulegen."
Vasgandur schob Tayara zur Seite und ließ sich auf den Fleck Moos sinken, auf dem sie bis eben noch saß. Ja, hier würde er es die Nacht aushalten, sicherlich würde er nicht einmal die ganze Nacht brauchen, um seine körperliche Erschöpfung vollständig abzulegen.
"Das Mondlicht ist praktisch meine Nahrung. Ich kann auf Wasser und Essen verzichten, solange ich dafür Mondlicht bekomme. Natürlich kannich auch längere Zeit ohne Mondlicht überleben, dann muss ich eben Essen und Trinken. Nur ist das Mondlicht für uns Psychodrachen deutlich effektiver als die normale Nahrungsaufnahme. So können wir beispielsweise mehrere Tage durchfliegen, ohne essen oder trinken zu müssen, wenn wir Nachts im Mondlicht fliegen, wir müssen also keine Pausen machen, wenn wir nicht wollen. Aber Schlafen tut auch so ab und zu mal wirklich gut."
Müde streckte er seine Glieder, faltete seine Flügel vollständig zusammen und begann, sich auf der Lichtung zusammenzurollen. Seine Augen waren ihm schon beim Betreten der Lichtung zugefallen, doch das machte für ihn ja keinen Unterschied.
"So ein wenig natürlicher Schlaf sollte mich wieder für mindestens eine Woche fitt machen.", dachte er sich.

Es störte sie nicht das sie einfach so beiseite geschoben wurde. "Danke für deine Antwort. Ich störe dich jetzt besser auch nicht mehr weiter." Mit diesen Worten machte sie sich auch schon wieder auf den Weg. Flink und sehr leise verschwand sie auch schon wieder im Wald. Es dauerte auch nicht lange da kam sie wieder bei einer anderen Lichtung wieder zum Vorschein. Sie war etwas kleiner als die, wo Vasgandur nun schlafen würde aber, es reichte ihr vollkommen aus. Sofort machte sie es sich an einer weichen Stelle gemütlich und lag sich dort voll ausgebreitet hin. Ihre Flügel lagen zusammengefaltet auf ihrem Rücken und ihr Schweif lag dicht an sie gekuschelt.

"Morgen wird bestimmt ein lustiger Tag.", dachte sie sich nur noch, bevor sie sich gänzlich ihrer Müdigkeit ergab und einschlief. Es viel ihr vorher nicht auf wie Müde sie eigentlich war, dabei wusste sie noch nichtmal wovon. Dies war ihr aber nun egal. Von was sie wohl träumen wird?

Vasgandur legte sich nun vollständig auf das weiche Moos, welches den Boden der Lichtung bedeckte. Bereits jetzt begann der Mond sich hinter den Wolken hervorzuschieben und sein nährendes Licht über ihm zu ergießen.

Während er sich entspannte und seine Gedanken zäher und trüber wurden, dachte er an sein altes Leben. Seinen Clan, seine Flucht, seine Gefährtin und ihr Tod. Und dann an die Angst, welche er empfunden hatte, nachdem er ihre Mörder vernichtet hatte. Angst vor sich selbst, vor der Rache der Menschen und vor den Verfolgern seines Clans, von denen er gar nicht wusste, ob sie ihm immernoch folgten oder ob er sie sich bloß einbildete. Seine letzten Gedanken vor dem Einschlafen galten der Zukunft, wie er sich aus diesem Katz und Maus Spiel zurückziehen könnte, um endlich ein friedliches Leben zu führen an einem Ort, der ihm gefiel und von dem er nicht so schnell wieder fliehen musste. Schließlich erlosch selbst sein letzter Gedanke und sein gepeinigter Geist glitt hinüber in die Traumwelt, um sich dort zu erleichtern und sich zu erholen, bis sein Körper ihn wieder benötigen würde.

Früh am Morgen weckten die ersten Sonnenstrahlen, welche durch die Bäume huschten Tayara auf. Die Vögel in den umliegenden Bäumen begannen ebenfalls fröhlichen Gesang wieder aufzunehmen und den neuen Tag zu begrüßen. Verschlafen gähnte die Drachendame den wunderschönen wolkenlosen Morgenhimmel an. Irgendwie wollte sie nicht richtig wach werden, weshalb sie ihren Kopf ein wenig schüttelte in der Hoffnung es würde was bringen, jedoch brauchte sie eine Weile bis richtig wach war. Etwas schwerfällig stand sie auf und trottete nun in die Richtung des Sees, sie gestern Vasgandur getroffen hatte.

Dort angekommen war sie auch schon mit einem kleinem Sprung im Wasser. "Es geht nichts ohne ein kühles Bad am Morgen.", dachte sie sich und schwam ein paar Kreise. Nach einer ganzen Weile begann sie nun auch umherzutollen und zu planschen. Sie tauchte auch mehrmals unter und schien sichtlich Spass dabei zu haben das Wasser umherspritzen zu lassen. "Am besten warte ich noch ein wenig bevor ich wieder zu Vasgandur gehe. Vielleicht kommt er ja auch wieder hier her.", dachte sie sich nur und spielte vergnügt weiter.