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| V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen | |
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Ragnar
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| Thema: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Di Feb 07, 2012 8:50 am | |
| Schlieren tanzten vor seinen Augen. Die Welt um ihn herum war düster und verwirrend. Braun und Schwarz waren die dominierenden Farben. Nur langsam klärte sich sein Blick, auch mehrfaches Blinzeln konnte dies nicht beschleunigen. Ebenso chaotisch ging es in seinem Kopf zu. Er hörte die Worte der Drachen, die während der Versammlung gesprochen wurden. Dazwischen Schreie. Schreie voller Wut. Wut, die gegen ihn gerichtet war. Gegen ihn, der doch eigentlich keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Sein Blick klärte sich, er konnte wieder sehen. Er befand sich in der Schlafhöhle auf dem Damazzurén. Silvaanor. Er hatte ihn hergebracht. Zumindest war dies die nächstliegende Vermutung, nachdem der Altdrache den Wasserdrachen am Strand aufgespürt und aufgenommen hatte. Doch wo waren die anderen Drachen jetzt? Weit und breit war niemand in Sichtweite. Seufzend schloss der Wasserdrache seine Augen wieder und begann damit, seine Gedanken zu ordnen.
[Schlafhöhle auf dem Damazzurén | allein]
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Di Feb 07, 2012 6:44 pm | |
| Der Rabe hüpfte entnervt von einem Horn des Drachen zu dessen Schnauze. Der tintenschwarze, weich befiederte Kopf legte sich schief und das ebenfalls schwarze Knopfauge funkelte den Riesen böse an. „Wo willst du denn jetzt schon wieder hin?“ zeterte es mit seiner rauen, krächzenden Stimme sein eigenes Spiegelbild an, das ihn aus dem tellergroßen, silbernen Auge des Drachen heraus anstarrte. V’lhars Größe schien den Vogel nicht zu stören, stattdessen hatte das Tier irgendwann während ihrer gemeinsamen Reise beschlossen, dass der Drache als hervorragender Sitzplatz herhalten konnte.
Eine Tatze schlug auf dem Boden auf, dass die Erde bebte. Schwarzgetigerter, kupferfarbener Pelz glänzte im Sonnenlicht wie flüssiges Feuer, als V’lhar seine Schnauze ganz dicht an den Boden brachte, um tief die Luft in seine Lungen zu saugen. Grashalme neigten sich dabei in seine Richtung und einige Blütenblätter lösten sich und wirbelten auf ihn zu. Etwas Pelziges erschien in einem Loch im Boden, Beinchen strampelten verzweifelt in leerer Luft, ein haariger Schwanz erschien und flatterte im künstlichen Wind von V’lhars Atem.
Der Rabe krächzte erneut empört auf und breitete die Flügel aus. „Du hast gesagt, du fliegst zum Damazzurén!“ Pick. „Ich habe dir die Nachricht des Altdrachen gebracht, in aller Würde, wie es sich gehört.“ Hack. „Und du hast gesagt, du würdest den ehrwürdigen Silvaanor aufsuchen, wenn ich dir den Weg zeige.“ Erneut schlug der harte Vogelschnabel zwischen den Augen des Drachen ein, dass der den Kopf schüttelte und das Tier abwarf, das hektisch mit den Flügeln schlug, um dann in sicherer Entfernung zu landen. Beleidigt hüpfte es zu dem Mauseloch. Der kleine Nager hatte die kurze Ablenkung weise genutzt und war inzwischen längst verschwunden. „Wegen einer Maus!" stellte der Rabe in vorwurfsvollem Ton fest. "Die kann doch zwischen deinen Zähnen hindurch entkommen und dafür vergisst du diese wichtige Mission? Wir sind schon viel zu lange unterwegs, länger als es möglich sein sollte für diese Strecke zu brauchen. Und warum? Man möchte meinen, in deinem Alter wüsstest du, wie Schlangen, Bienen oder Mäuse aussehen. Möge der Adler dich holen!“ Damit flatterte der Rabe davon und sein Zetern verhallte nur langsam am Horizont.
Plötzlich alleingelassen blickte V’lhar sich brummend um. Er wusste noch immer nicht, wo er eigentlich hin sollte, denn in diesem Teil der Welt war er zuvor noch nie gewesen. Doch in einiger Entfernung ragten die schneebedeckten Gipfel hoher Berge auf. Ob dies der gesuchte Ort war? Er spannte die Muskeln an und plötzlich schoss das riesige Ungetüm auf allen Vieren davon und auf das Gebirge zu, wo er sein Ziel vermutete. Er hinterließ nichts weiter als tiefe Abdrücke im Boden und eine verängstigte, kleine Maus.
Er war noch einmal einen halben Tag durch die karge Landschaft unterwegs, bevor er endlich am Fuße des Gebirges ankam. V'lhar warf einen langen Blick über das beeindruckende Bergmassiv, die rauen Felsen und steilen Abbrüche. Auf dem harten Boden verteilt konnte man alles von Schotter bishin zu mehrere Meter hohen Felsbrocken finden, vielleicht Überbleibsel eines längst vergangenen Steinrutsches. Mit einem letzten, abschätzigen Blick hinauf in den verhangenen Himmel, dessen graue Schlechtwetterwolken immer wieder in heftigen Schauern ihre Last abwarfen, breitete der Drache die ledernen Flügel aus, fing den Wind unter der empfindlichen, robusten Membranen ein und ließ sich hinauf zwischen die Wipfel tragen. In dem höchsten der Steinriesen fand er schließlich den Eingang zu einer Höhle. Elegant glitt er in den schwarzen Schlund und nahm mit geblähten Nüstern den schweren Geruch anderer Drachen wahr, während seine Klauen sich in den Fels gruben. Er war angekommen und kündigte seine Anwesen in der Art der Clans an: Mit einem lauten Brüllen.
[Eingang zum Versammlungsort l allein] |
| | | Ragnar
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| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Di Feb 07, 2012 8:05 pm | |
| Vor einigen Tagen, vielleicht auch wenigen Wochen, hatte ihn ein Schwarm von Raben aufgesucht. Sie hatten ihm von einer Versammlung auf dem Damazzurén erzählt. Daraufhin war er aufgebrochen, fort geschwommen von seiner Heimat. Nach einer beschwerlichen Reise war er schließlich in dieser Höhle angekommen. Viele neue Gesichter hatte er kennen gelernt, mit einigen Drachen hatte er Freundschaft geschlossen. Dann war Rat gehalten worden. Unerfreuliches war ihm zu Ohren gekommen, zu viel Missgunst war in den Drachenherzen gereift. Silvaanor, der Altdrache, hatte ihn und Shaolien auf eine Mission geschickt. Diese hatte er nutzen wollen, um die Menschen kennen zu lernen. Doch er war gescheitert. Vor der Stadt war er von den Menschen angegriffen worden, hatte sich im letzten Moment in den nahegelegenen Fluss retten können. Er war... geflogen. Schwach erinnerte er sich. Er hatte sich in Wasser gehüllt und so irgendwie das Wunder vollbracht. „Wenn ich wieder bei Kräften bin, werde ich noch einmal versuchen zu fliegen. Vielleicht gelingt es mir. Dann wäre ich nicht nur im Meer frei sondern auch an Land.“ Seine letzte Erinnerung war das Bild von Silvaanor am Strand, darauf folgte bereits sein Erwachen vor einigen Minuten. Er würde nachfragen müssen, was zwischen seiner Flucht in den Fluss, dem Erwachen am Strand und dem Erwachen hier in der Schlafhöhle geschehen war. Doch er war allein. Zumindest bis zu diesem Augenblick.
Ein lautes Brüllen hallte durch die Höhle. Erschrocken riss Ragnar die Augen auf und sah zum Eingang des Schlafplatzes. Waren die anderen zurückgekehrt? Zuordnen konnte er das Brüllen niemandem. Vielleicht verzerrte das Echo den Klang aber so sehr, dass er den Ruf nicht erkannte. Der Wasserdrache hob seinen Kopf und versuchte mehr schlecht als recht sich auf seinen Bauch zu drehen. Gelingen wollte es ihm nicht. Allerdings hatte er weniger Schmerzen als er erwartet hätte. Zwar fühlte sich sein Körper geschunden an, doch es fühlte sich nicht so an, als würde er sich nicht davon erholen können. Nachdem er sich geräuspert hatte, erhob er seine Stimme. „Silvaanor? Nara? Belthil?“ Er rief die ersten Namen, die ihm in den Sinn kamen. Er konnte nicht wissen, dass zwei von ihnen nicht wiederkehren würden. Einer nie mehr und die andere nicht freiwillig. Aufmerksam ruhte der Blick seiner gelben Augen auf dem Eingang. Irgendwer würde schon kommen.
[Schlafhöhle am Damazzurén | allein, hört V'lhar] |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Di Feb 07, 2012 8:42 pm | |
| Als er die Stimme hörte, fuhr sein Kopf in diese Richtung herum. Seine Ohren zuckten und drehten sich, um die Geräuschquelle besser ausfindig machen zu können. Dort – aus dem düsteren Gang, den seine silbernen Augen so leicht durchdringen konnten. Mit eng an den Körper gepressten Flügeln duckte sich V’lhar, sodass sein Bauch beinahe den felsigen Boden berührte. Vorsichtig setzte er eine Tatze vor die andere, bewegte sich mit stetig auf weitere Geräusche lauschenden Ohren auf den Gang zu.
Als er um eine Ecke bog und auch das spärliche, durch den Höhleneingang fallenden Licht verschwand und seine Welt in Dunkelheit verdank, ließ er mit einem flüchtigen Gedanken die Enden seiner Mähne aufleuchten, die ein dämmeriges, stetes Silberlicht durch den Gang schickten. Cheyld-V’lhar setzte seinen Weg vorsichtig fort und plötzlich öffnete sich vor ihm eine weitere große Höhle und in dieser Höhle lag ein azurblauer, ranker Drache, der ihn mit pupillenlosen Augen direkt ansah.
Mit dem Wissen entdeckt zu sein, betrat Cheyld-V’lhar nun ganz die Höhle und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, die Flügel leicht vom Körper abgespreizt, die Mähne aufgestellt. Das Licht, das von den Spitzen seines Kammes ausging, ließ sein Fell wie flüssiges Bronze und geschmolzenes Obsidian flackern.
„Ich bin eingetroffen.“ Verkündete V’lhar mit sonorer Stimme, wobei er die Worte seltsam über die Zunge rollen ließ, dass sie wie ein noch weit entferntes Gewitter klangen. „Mein Name ist Cheyld-V’lhar vom Clan Cheyld-Tirallion von der Sippe Cheyld.“ [Schlafhöhle auf dem Damazzurén | mit Ragnar] |
| | | Ragnar
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| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Mi Feb 08, 2012 8:04 am | |
| Zu hören war nichts, zumindest nicht für ihn, doch plötzlich erschien der Kopf eines exotischen Drachen am Eingang der Schlafhöhle. Dieser trat, nachdem er Ragnar erblickt hatte, vollständig hinein und richtete sich auf. Staunend betrachtete der Wasserdrache den Neuankömmling, der seltsamerweise die Höhle erhellte ohne dass er Feuer oder Ähnliches nutzte. Schuppen waren an seinem Körper keine zu entdecken, dafür wunderschön gemustertes Fell. Ragnars Blick wanderte von den gebogenen Hörnern zur weiß behaarten Brust und dem schwarz gestreiften Schweif. Zu gerne hätte er gewusst, wie dieser Pelz sich anfühlte, denn er sah unbeschreiblich weich aus. Vor Aufregung über diesen unbekannten Besucher spreizten sich unbewusst die Flossen an seinen Wangen und einige der Rückenflossen ab und seine Schwanzflosse hob sich leicht an. Außerdem hatte er seinen Kopf etwas zurückgezogen und gehoben angesichts der Größe des Fremden. Es war nicht zu übersehen, dass dieser Drache ihn um ein Vielfaches überragte, sowohl in der Höhe als auch der Länge.
Den ersten Satz des getigerten Drachen hätten wohl viele insgeheim mit einem ironisch gemeinten „Ach, tatsächlich?“ kommentiert. Ragnar jedoch war viel zu sehr abgelenkt von der anmutigen Erscheinung und war auch sonst niemand, der von anderen schlecht dachte oder sie verspottete, als dass er so etwas gedacht hätte. Unsicher, ob seine Stimme ihren Dienst ohne weiteres tun würde, räusperte er sich erneut, bevor er sprach.
„Ich entbiete dir meinen Gruß, Cheyld-V’lhar. Mein Name ist Ragnar Eskil Sharif. Es reicht jedoch, wenn du mich Ragnar nennst.“ Er machte eine kurze Pause und sah demonstrativ in die leere Höhle. Danach blickte er wieder seinen Gesprächspartner an. „Wie du siehst, sind die anderen fort. Silvaanor, der die Versammlung einberufen hat, ist ebenfalls nicht hier. Ich weiß nicht, wo sie sind. Vielleicht sind sie in der Ratshalle, aber das ist nur eine Vermutung.“ Ragnar ging ganz selbstverständlich davon aus, dass dieser Drache ebenfalls dem Ruf der Raben gefolgt war, so wie er. Warum auch sonst sollte sich jemand hierher verirren? „Ich würde aufstehen und nachsehen, doch dafür bin ich zu schwach. Ich… wurde… verletzt.“ Bei seinen letzten Worten war er ins Schleudern gekommen. Er hatte weder die Menschen noch den Grund, der zu seinen Verletzungen geführt hatte, erwähnen wollen. Ein Blick auf seinen eigenen Körper offenbarte ihm aber, dass er trotz allem noch ganz passabel aussah. Keine klaffenden Wunden, nur sehr, sehr viele Schnitte waren zu sehen. Sein Schutzfilm aus Wasser hatte ihm gute Dienste geleistet, selbst während seiner Ohnmacht.
[Schlafhöhle am Damazzurén | V'lhar]
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Mi Feb 08, 2012 8:22 pm | |
| Als Ragnar sich vorstellte, senkte V’lhar respektvoll seinen Kopf ohne den Blick von seinem Gegenüber zu nehmen. „Es ist mir eine Ehre, euch kennenzulernen, Ragnar Eskil Sharif. Ich vermute, euer Gegner sieht weit schlimmer aus als ihr?“ V’lhar konnte zwar erkennen, dass die Wunden des anderen Drachen nur oberflächlich waren, dennoch gebot es die Höflichkeit, ihn wissen zu lassen, dass er die Verletzungen nicht für Schwäche hielt.
Doch nun waren seiner Meinung nach genug Höflichkeiten ausgetauscht worden. V’lhars Schweif, der schon seit einiger Zeit unruhig von einer Seite auf die andere schlug, hielt plötzlich in seinem Treiben inne und der Âikisu-Illiaan machte einen Satz nach vorne, direkt vor die Schnauze Ragnars. Er legte sich flach auf den Boden, denn es war nicht seine Absicht, den fremden Drachen zu bedrohen, und schnupperte mit blitzenden Augen an dessen Maul.
„Es ist das erste Mal, dass ich einen mit Schuppen sehe.“ Brummte er und stellte neugierig die Ohren auf. „Die Alten erzählen davon, dass es in anderen Territorien geschuppte Drachen gibt, doch dies ist das erste Mal, dass ich es nicht für eine Legende halte.“ Neugierig wanderte sein Blick zu den Flossen an den Wangen Ragnars, vor denen er zuerst zurückgeschreckt war, als sie sich aufgestellt hatten. „Was ist das?“ fragte er und blinzelte. „Es sieht aus wie die Flossen von Fischen, aber ihr seid nicht im Wasser. Sehen die anderen, die ihr erwähnt, genauso aus wie ihr? Welche Ratshalle?“
[Schlafhöhle am Damazzurén | Ragnar] |
| | | Ragnar
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| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Do Feb 09, 2012 7:59 am | |
| Zunächst hatte er zu einer Antwort ansetzen wollen bezüglich der Annahme des Getigerten. Er war kein Kämpfer und wollte auch nicht für einen gehalten werden, daher hätte er die Annahme verneint. Gerade als er zum Sprechen ansetzte, machte V’lhar urplötzlich einen Satz direkt auf ihn zu. Erschrocken zuckte er zusammen, seine Beine zogen sich an seinen Körper, seine Arme kreuzte er schützend vor Hals und Brust und er wandte den Kopf ab und senkte ihn fast bis zum Boden. Ein gekeuchter Schmerzenslaut entrann ihm, denn sein Körper protestierte heftig gegen die Bewegung.
Dann geschah… nichts. Verwirrt wandte sich Ragnar wieder in V’lhars Richtung und blickte direkt in die silbernen Augen desselben. Ob der plötzlichen Bewegung hatte der Wasserdrache mit einem Angriff gerechnet – die Erinnerung an die unschöne Begegnung mit den Menschen würde ihn wohl so schnell nicht loslassen – doch stattdessen beschnupperte man ihn nur. In Ragnar machte sich ein schlechtes Gewissen breit. Es war nicht seine Art, von anderen etwas Schlechtes anzunehmen und doch hatte er es getan. Verletzungen hin oder her, er sprach hier immerhin mit einem Bruder, der nichts getan hatte, um mit Misstrauen gestraft zu werden.
„Es ist für mich auch das erste Mal, dass ich einen Drachen mit Fell sehe“, sagte er und bemühte sich, eine freundliche Miene aufzusetzen. Quasi als Entschädigung für sein Misstrauen beantwortete er die gestellten Fragen umso ausführlicher. „Das sind tatsächlich Flossen und du liegst ebenfalls nicht falsch, wenn du mich mit einem Fisch vergleichst. Ich bin ein Wasserdrache und lebe normalerweise im Meer. Wahrscheinlich habe ich es meinem Vater zu verdanken, dass ich überhaupt an Land leben kann, denn er tat es auch. Unter den hier versammelten Drachen bin ich sozusagen eine Ausnahme, denn weitere Kinder des Meeres waren nicht hier. Die anderen haben keine Flossen und die meisten sehen dir vom Körperbau her ähnlicher als mir.“ Er machte eine kurze Pause. Das viele Reden ermüdete ihn. „Die Ratshalle findest du, wenn du durch den Gang, durch den du hereingekommen bist, hinausgehst und dann im Eingangsbereich den größten Gang nimmst. Du musst ein ganzes Stück laufen, dann gelangst du in eine große Halle mit leuchtenden Kristallen. Das ist die Ratshalle.“
[Schlafhöhle am Damazzurén | V'lhar]
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Do Feb 09, 2012 8:15 pm | |
| V’lhar war viel zu aufgeregt, um die Reaktion Ragnars zu bemerken. So viele neue Gerüche! So viele neue Eindrücke! Raschelten die Schuppen des anderen leise? Jedenfalls glitzerten sie und das wunderschöne Lichtspiel auf dem Körper des Drachen hatte eine beinahe hypnotische Wirkung auf V’lhar, der er sich nur schwer entziehen konnte. Mit einem Kopfschütteln versuchte er, einen klaren Gedanken zu fassen, legte sich nun endgültig hin und schlang den langen Schweif um seine Tatzen, dass er vor seinem Gesicht zur Ruhe kam und er mit der Quaste spielen konnte, die sich im Luftstrom seines Atems sanft wiegte.
„In den Clanlanden trägt jeder einen Pelz.“ Erzählte V’lhar mit wackelnden Ohren dem anderen Drachen und verzog das Maul zu einem raubtierhaften Grinsen, dass ein kleines, doch scharfes Gebiss entblößte. „Er ist weich und warm und wunderschön, und deshalb wollen die Menschen ihn haben und jagen uns dafür.“ V’lhars Blick wurde hart und zornig, dass seine Barteln bebten und er schlug mit dem Schweif hart auf den Boden. „Meistens können wir sie abwehren, doch sie sind sehr gerissen und immer mal wieder fällt einer unserer Brüder oder Schwestern ihnen zum Opfer. Sie nehmen das Fell und lassen alles andere liegen.“ Das Raubtier in V’lhar konnte verstehen, wenn man tötete um zu leben. Doch einfach zu töten, weil man es konnte, weil man ein Fell besitzen wollte…
„Ich denke, dann sind wir jetzt wohl beide Ausnahmen.“ Schmunzelte V’lhar über die Worte des anderen. „Brauchst du also gar kein Wasser? Hast du Lungen oder Kiemen oder beides?“ Nicht nur, dass der Âikisu-Illiaan in seiner Aufregung vergessen hatte, die Höflichkeitsformen beizubehalten und in eine vertrautere Anrede verfallen war, auch sein Wissensdurst war längst nicht versiegt. „Wird von mir erwartet, in diese Ratshalle zu gehen? Bisher habe ich niemanden außer dir gehört. Dieser Rabe war nicht sehr hilfreich und ziemlich ungeduldig.“
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| | | Ragnar
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| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Fr Feb 10, 2012 10:07 am | |
| Wie V’lhar so war auch Ragnar vom Erscheinungsbild seines Gegenübers abgelenkt. Vor wenigen Tagen hatte er wenig mehr gekannt als sein heimatliches Riff und nun lag vor ihm ein Drache, der mit Fell bedeckt war. Davon hatte er noch nie gehört. Sein Blick fixierte sich auf die prächtige Quaste, die der Getigerte vor sich platziert hatte. Wie gerne hätte Ragnar danach gegriffen und sie betastet. Das Verlangen verzehrte ihn fast. So erwachsen er manchmal erscheinen mochte, er blieb ein Jungdrache, der erst einen Bruchteil seiner Lebensspanne hinter sich hatte und als solcher war die kindliche Neugier in ihm noch sehr groß.
Erst als der andere mit seinem Schweif auf den Boden schlug, konzentrierte sich der Wasserdrache wieder vollständig auf dessen Worte. Ein weiterer Bruder, der die Menschen verurteilte. Es stimmte ihn traurig. Trotz seiner Verletzungen war Ragnar nach wie vor vom Guten im Menschen überzeugt. Er hatte einfach einen falschen Weg gewählt auf die Menschen zuzugehen. Im Moment hatte er jedoch weder Kraft noch Lust eine weitere Diskussion vom Zaun zu brechen, dazu war sein Gegenüber viel zu interessant.
„Wasser brauche ich schon. Wenn ich an Land bin, erzeuge ich eine dünne Wasserschicht auf meinem Körper, damit ich nicht austrockne. Ich kann mich jedoch nicht unbegrenzt lange außerhalb des Wassers bewegen und heiße, trockene Orte nicht betreten, denn dort ist zu wenig Feuchtigkeit in der Luft, um den Wasserfilm aufrecht zu erhalten.“ Er deutete auf die Spitze seiner Schnauze, wo sich zwei Nüstern befanden. „An Land atme ich wie andere Drachen auch und im Wasser“, er drehte seinen Kopf zur Seite, damit man hinter die seitlichen Kopfflossen blicken konnte, wo sich seine Kiemen befanden, „atme ich durch Kiemen. Ich habe also beides.“ Ragnar wandte sich wieder seinem Gesprächspartner zu. „Du musst dort nicht hingehen, wenn du nicht willst. Ich weiß ja nicht einmal, ob die anderen wirklich dort sind. Ich habe sehr lange geschlafen und als ich aufgewacht bin, war ich allein bis du aufgetaucht bist.“ Merkwürdig fand er das schon. Warum sollte man ihn völlig allein lassen, wenn nicht gerade eine weitere Versammlung stattfand? Irgendjemand hätte sich sicherlich finden lassen, der in der Schlafhöhle hätte bleiben können und sei es, um selbst zu ruhen.
Etwas schüchtern fügte er noch hinzu: „Dürfte ich vielleicht deinen Schweif oder dein Fell berühren? Ich würde zu gerne wissen, wie es sich anfühlt. Als Meeresbewohner habe ich nicht oft Gelegenheit, überhaupt etwas Anderes als Schuppen zu Gesicht zu bekommen.“
[Schlafhöhle am Damazzurén | V'lhar]
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Di Feb 14, 2012 4:53 pm | |
| Eingehend betrachtete V’lhar Nüstern und Kiemen Ragnars und atmete noch einmal tief ein, um den Duft des anderen aufzunehmen. „Stimmt, du riechst auch nach Wasser.“ Stellte er zufrieden fest. Dann ließ er seinen Blick durch die Höhle schweifen.
„Sie lassen dich alleine, während du dich nicht wehren kannst?“ fragte er ungläubig und riss die Augen auf, während er nach vorne kroch und seinen Schweif direkt vor die Schnauze des Wasserdrachen legte, in Reichweite, und den anderen argwöhnisch beobachtete, um sich sofort zu wehren, falls Ragnar ihn wider Erwarten angreifen sollte. „Ich hätte ein Feind sein können, der dich meucheln will. Oder jeden anderen, den ich hier finde.“ Schelmisch blitzten V’lhars Augen auf und er legte den Kopf schief und wackelte mit dem Schweif, der Ragnar nun an der Nase kitzeln musste.
„Du darfst mich berühren.“ schnurrte er würdevoll.
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| | | Ragnar
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| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Mi Feb 15, 2012 7:15 am | |
| „Tschi!“ machte es, als die Nase des Wasserdrachen gekitzelt wurde. Lachend hob er seinen Kopf ein wenig und griff langsam nach der buschigen Quaste. Erst strich er behutsam über die langen Haare, ließ einige zwischen seinen fingerartigen Krallen hindurch gleiten und drückte sie dann ebenso vorsichtig gegen seinen Kopf. Etwas so Flauschiges hätte er sich nie vorstellen können. Es fühlte sich ein ähnlich an wie Luftblasen unter Wasser, wenn sie an seinem Körper vorbeisprudelten, nur hundertmal weicher.
„Unfassbar…“ Einen Moment lang begutachtete Ragnar die Härchen in seiner Klaue, dann ließ er los. „Vielen Dank, Cheyld-V'lhar. Dein Fell fühlt sich fantastisch an.“ Ihm gefiel die Art, wie der andere sprach. Seinen Worten mangelte es nicht an der Anmut, die sein Körper ausstrahlte. Der Blaue war froh, dass er allein mit ihm sprechen konnte, zumindest für den Moment.
„Nunja, etwas seltsam finde ich das auch, aber wer sollte sich hierher verirren außer den anderen hergerufenen Geschwistern?“ Naiv wie Ragnar war, hielt er es für selbstverständlich, dass andere Drachen ihm nichts Böses wollten. Aus diesem Grund fühlte er sich sogar in seinem aktuellen Zustand sehr sicher in der Höhle. „Erzählst du mir etwas über dich? Wie sieht es in deiner Heimat aus? Gibt es dort viele wie dich?“
[Schlafhöhle am Damazzurén | V'lhar]
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Do Feb 16, 2012 10:25 am | |
| V’lhars Kamm stellte sich auf und ein Schnauben entwich mit einem Geräusch gleich einem Husten seiner Nase und seinem Maul, denn die Berührung Ragnars kitzelte ihn. Gerade weil der andere Drache so vorsichtig war reagierten die feinen Nervenenden, die die sich in jedem der feinen Härchen befanden, sehr empfindlich.
„Man muss es sehr lange und sorgfältig pflegen, damit es so weich und glänzend wird.“ Schnurrte V’lhar zufrieden und leckte sich über die Schnauze und legte sie auf seine Tatzen. „Ja, wer sollte sich schon hierher verirren?“ murrte er leise und blinzelte dann.
„In meiner Heimat reiht sich ein uralter knorriger Baum an den anderen. Eichen, Buchen, Ahorn, Thujen, rote und schwarze Kiefern, Birken und Eschen gibt es dort und noch so viele andere Pflanzen mehr. Mein Tal ist von hohen, schneebedeckten Gipfeln gesäumt, die es vor Eindringlingen schützen, und mitten hindurch zieht sich ein glitzernder Bach, der reichlich Fisch führt. Am nördlichen Ende des Tales stürzt er einige Meter in die Tiefe und bildet dann einen tiefblauen Teich, der immer in den Nebel der Gischt getaucht ist.“ V’lhars Blick wirkte mit einem Mal abwesend, denn er war in seinen Erinnerungen versunken, doch um sein Maul spielte der Anflug eines drachenhaften Lächelns. „Gegen Abend, wenn die Sonne hinter den Bergen versinkt, lässt sie den Fels glühen, als würde er vor ihrem Antlitz erröten und die Nachtvögel stimmen ein berauschendes Lied an.“
„Mein Clan bestand einst aus zwölf Âikisu-Illiaan – so werden wir genannt und in der Sprache der Menschen würde es wohl ‚Geflügelte Katze‘ bedeuten. Doch inzwischen sind wir nur noch neun. Ich weiß nicht, wie viele von uns es insgesamt gibt, ich habe fünf Sippen und noch viel mehr Clans gezählt. Doch unsere Zahl sinkt.“
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| | | Ragnar
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| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen So Feb 19, 2012 7:10 pm | |
| Aufmerksam lauschte er den Worten des Getigerten. In seinem Kopf entstand ein geradezu paradiesisches Bild einer Landschaft, das der Wirklichkeit kaum entsprach, aber doch einen treffenden Eindruck vermittelte. Ohne dass er es wirklich bemerkte wurde aus dem Land in seiner Vorstellung eine bunte Unterwasserwelt, die seinem Riff immer ähnlicher wurde. Angesichts all der Dinge, die er hier erlebt hatte, fragt sich Ragnar, ob er sich nicht wünschen sollte, dass er nie hergekommen wäre. All die Hasstiraden gegen die Menschen, die Verbitterung, die er gesehen hatte... So viele unschöne Gefühle, die er zu Hause nie kennen gelernt hätte. Doch war nicht alles schlecht gewesen. Nara war einer der Lichtblicke, die ihm selbst in dieser Situation noch Zuversicht gaben. Nara... wo steckte sie nur? Sie wäre perfekt gewesen, um auf ihn aufzupassen, wo sie sich doch so gut verstanden hatten. Aber nur V'lhar war hier.
„Es klingt nach einem wunderschönen Ort. Vielleicht kann ich dich ja eines Tages dort besuchen.“ Dies war natürlich sehr weit vorausgedacht. Erst einmal musste er sich erholen, müssten sie herausfinden, was hier los war und überhaupt müsste dies alles vorher enden. Konnte es das? Die Chancen standen schlecht. „Was ist ein Clan? Und was sind Sippen? So etwas wie Schwärme?“ Der Wasserdrache kannte zwar einige Verbunde in der Tierwelt, er selbst gehörte allerdings zu keinem. Er war ein Einzelgänger, konnte sich das Zusammenleben mit anderen aber durchaus vorstellen.
Erschöpft ließ er seinen Kopf sinken und legte ihn auf dem Boden ab. Die Müdigkeit kroch in seinen Körper. „Verzeih, doch ich bin sehr erschöpft. Ich denke, dass ich bald Schlaf brauche...“
[Schlafhöhle | V'lhar] |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Mi Feb 22, 2012 8:23 pm | |
| „Ich werde über Euren Schlaf wachen.“ Verkündete V’lhar förmlich und das Haar an Brust und Nacken stellte sich dabei mit leisem Knistern auf. Dann legte sich sein Schweif wieder vor sein Gesicht und der Drache schloss ein Auge, während er nachdachte.
„Vielleicht kann man Clans und Sippen tatsächlich mit Schwärmen vergleichen.“ Begann V’lhar zu erläutern, wobei er vor seinem inneren Augen Schwärme kleiner silberner Fische vorbeihuschen sah. „Eine Sippe kann aus mehreren Clans oder nur einem bestehen und ist immer ein Familienverbund. Unsere jungen Männchen verlassen irgendwann ihre Clans und gründen oder erobern eigene. Sie gehören dann jedoch immer noch zur gleichen Sippe wie zuvor und die Weibchen in dem neugegründeten oder eroberten Clan gehören von diesem Zeitpunkt an auch zur Sippe des Clanführers, selbst wenn fremdes Blut durch ihre Adern fließt.“ Der schuppenlose Drache leckte sich über das Maul und lächelte den erschöpften Wasserdrachen an, doch es lag Melancholie in diesem Lächeln, die aus dem Nichts zu kommen schien. Als plage ihn eine bittersüße Erinnerung.
„Ragnar, wenn Ihr mich in meinem Tal besuchen kommt, werden wir gemeinsam den Wasserfall hinabschwimmen.“ Dabei hob V’lhar eine Tatze und legte sie behutsam auf die des Wasserdrachen. "Doch nun sagt mir, warum bin ich eigentlich gerufen worden?" |
| | | Ragnar
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| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Do Feb 23, 2012 7:34 am | |
| „Ich danke dir“, kommentierte er V'lhars Ankündigung über ihn zu wachen. Auch wenn Ragnar wohl nicht in eine weitere Ohnmacht fallen würde, sondern in gewöhnlichen Schlaf, in dem er durchaus in der Lage war, seine Umgebung zu beobachten, so war es doch ein schönes Gefühl, zu wissen, dass noch jemand bei einem war. Und dann war es auch noch jemand wie V'lhar. Der Wasserdrache war sich sicher, dass sie in Zukunft gut miteinander auskommen würden.
Gern hätte er noch weitere Fragen gestellt, die diese fremde Drachenart betrafen, doch angesichts seiner schwindenden Kräfte gab es Antworten mit höherer Priorität. Nichtsdestotrotz genoss er den Moment, in dem die Pranke des Getigerten auf der seinen ruhte (auch wenn das Wort Pranke für seine zierlichen, fingerähnlichen Klauen wohl eine Übertreibung darstellte). Ihn schienen ähnliche Gedanken wie Ragnar bezüglich seiner Heimat zu beschäftigen. Ein wohliges Gefühl breitete sich im geschuppten Körper aus, bei der Vorstellung, dass sie ihr ‚Versprechen‘ eines Tages einlösen würden. Wenn diese dunkle Zeit vorüber war. Eines Tages.
„Es gab eine Versammlung. Silvaanor hatte -“, er stockte kurz, als ihm einfiel, dass V'lhar die anderen gar nicht kannte. „Silvaanor, ein Altdrache, hatte sie einberufen. Es ging um das Schicksal der Drachen und Menschen. Er hat… eine Geschichte erzählt, dass der Mensch mit Hass infiziert wurde. Wir haben darüber diskutiert, wie wir mit den Menschen verfahren sollten. Es gab viele, die einen Kampf als unausweichlich betrachtet haben. Dann schickte Silvaanor mich und eine Drachin auf eine Mission. Wir sollten in der Menschenstadt nach Informationen suchen. Dabei ist dies“, er machte eine vage Bewegung, die auf seinen Körper deuten sollte, „passiert. Was seither geschehen ist, weiß ich nicht. Dies war auch nur eine sehr knappe Zusammenfassung. Es wurde viel geredet während der Versammlung.“ Der letzte Satz ging fast in einem Nuscheln unter. Ragnars blick wurde glasig und seine Augen schlossen sich halb. Er war eingeschlafen mit offenen Augen, wie es für ihn üblich war.
[Schlafhöhle | V'lhar]
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Do Feb 23, 2012 7:35 am | |
| Mühsam quälte sich der Koloss durch die stürmischen Winde. Für einen ungeübten Flieger wie ihn konnte diese Wetterlage durchaus tückisch sein und zu einem bösen Ende führen. Glücklicherweise hatte er genug Gewicht, dass er den Böen entgegen werfen konnte, sodass das Schlimmste verhindert wurde. Dass er es überhaupt hierher geschafft hatte, glich schon einem Wunder. Weit war er von zu Hause fort. Allerdings war die Bezeichnung ‚Zuhause‘ wohl nicht mehr zutreffend für seinen Geburtsort. Von dort hatte man ihn vertrieben. Besser gesagt war er geflohen, denn eigentlich hätte man ihn töten sollen. Nur seiner genauen Ortskenntnis hatte er zu verdanken, dass er den Vollstreckern des Urteils entkommen konnte. Nur deswegen hatte er hergefunden, nachdem die Raben ihn eingeladen hatten. Nun war er hier über dem Haraai-Gebirge.
Obgleich er es noch nie gesehen hatte, kannte der goldene Drache dieses Gebiet in- und auswendig. Es gab fast kein Gebiet auf der Welt, das ihm unbekannt war. Den Grund dafür kannte jeder, der mit dieser Drachenrasse vertraut war. Zielsicher erspähten seine Augen den Damazzurén im Regen und nicht ganz so zielsicher flog er dorthin und setzte zur Landung an. Da er nicht weiter im Regen stehen wollte, ging er hinein. Seine Krallen und Schuppen schabten über den Höhlenboden, als er sich umständlich darum bemühte, auch den letzten Rest seines Körpers ins Trockene zu bringen. Denn auch wenn er aufrechtstehend eine beträchtliche Höhe mit seinem Kopf erreichte, so zeichnete ihn vor allem sein länglicher Körperbau aus, der es bisweilen nicht einfach machte, Bewegungen zu koordinieren.
Die beiden Drachen in der Schlafhöhle bemerkte er nicht, da er zu sehr mit sich selbst beschäftigt war. Er schüttelte sich, um zumindest ein paar Wassertropfen loszuwerden, die sich hauptsächlich in seiner Mähne festgesetzt hatten. Außerdem breitete er vorsichtig seine vier Flügel aus und schlug ein paar Mal damit, um auch sie zu trocknen. Anschließend machte er einige vorsichtige Schritte in Richtung Ratshalle. Wo diese lag, war ihm bekannt. Anstatt jedoch zügig weiterzugehen, hielt er inne und lauschte. Nicht, dass er wirklich glaubte etwas hören zu können – dafür war sein Gehör nicht trainiert – aber zumindest konnte er sich so noch eine kleine Pause gönnen. Er war merklich erschöpft von der langen Reise. So stand er dort, den Kopf im Gang, der Rest noch im Eingangsbereich und wartete.
[erreicht den Damazzurén und betritt die Höhle | in der Nähe von Ragnar und V'lhar]
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen So Feb 26, 2012 7:00 pm | |
| V’lhar fauchte leise, als Ragnar ihm über die Menschen berichtete, doch er war sich nicht sicher, ob der erschöpfte Wasserdrache es überhaupt bemerkte. Es war offensichtlich, dass ihn das Sprechen inzwischen anstrengte und seine letzten Worte waren kaum mehr zu verstehen. Als der Drache in seinen Schlummer fiel – ein ungewöhnlicher Schlaf, bei dem sich dessen Augen nicht schlossen und den V’lhar erst wirklich erkannte, als er mit seinem Schweif vor dem Gesicht des anderen wedelte, stand er auf und sah sich in der Höhle etwas eingehender um.
Sie war groß und hoch, denn V’lhar konnte problemlos aufrecht in ihr stehen und war noch ein gutes Stück von der Decke entfernt. In ihren dunklen Ecken versteckte sich auch nach eingehender Suche nichts, doch sie war erfüllt von den Gerüchen verschiedenster Drachen, von denen V’lhars und Ragnars lediglich die frischesten waren. Schließlich legte er sich zufrieden wieder neben Ragnar, den einzigen Ausgang aus der Höhle im Blick, und döste leicht vor sich hin. Er hätte zwar gerne den Rest dieser Drachenhöhlen erkundet, doch er hatte ein Versprechen gegeben, das er zu halten beabsichtigte. Hier in diesem Raum würde er sie gut genug gegen Gefahren verteidigen können bis Ragnar seine Schlafstatt verlassen oder zumindest allein gelassen werden konnte.
Nach einer Weile, die Stunden hätten sein können oder auch nur Minuten, hob er den Kopf und stellte die Ohren auf. Das Fell an Nacken und Schultern sträubte sich und er entblößte seine scharfen, kleinen Zähne. Er hatte etwas gehört, einen schweren Körper, der auf Steinen aufschlug und scharfkantige Krallen und Schuppen, die über den rauen Fels schabten, als sich ein massiger Körper bewegte. Ein neuer Geruch hing in der Luft, unbekannt, doch etwas davon sagte eindeutig Drache.
Lautlos stand V’lhar auf, den Bauch auf den Boden gedrückt, der Schwanz lautlos die Luft peitschend, und schlich in geduckter Haltung in den Gang, der einzige Weg, der in die Schlafhöhle führte. Dieses Mal war er viel aggressiver als in dem Moment, in welchem er Ragnar entdeckt hatte, denn nun zog er los, um jemanden zu schützen. Schritt für Schritt schob er sich vorwärts, die Mähne scharf aufgerichtet und dunkel, und nur das leise Klacken seiner eigenen Krallen auf Stein war zu hören. Und schließlich öffnete sich der Gang in eine weite Höhle hinein, der Eingangshalle, die normalerweise vom einfallenden Licht des weiten Himmels erhellt wurde. Nun jedoch verbarg ein großer, langer und geschuppter Körper das Licht und funkelte nur hier und dort in gleißendem Gold. Den Kopf konnte V’lhar nicht erkennen, den er steckte in einem weiteren Tunnel, der von der Eingangshalle abzweigte. Abschätzig rümpfte er die Nase - wie konnte man sich nur so entblößen?
Was sollte er tun? Er könnte den Drachen seinen Weg fortsetzen lassen und sich wieder in die Schlafhöhle zurückziehen. Vielleicht würde der Koloss sie gar nicht bemerken und woanders finden, was auch immer er suchte. Vielleicht jedoch war dies derjenige, der ihn gerufen hatte – Silvaanor, denn V’lhar wusste nicht, wie jener aussah oder wo er sich befand. Er durfte nicht vergessen, dass er Gast in dieser Höhle war, auch wenn er seinen Gastgeber bisher noch nicht gesehen hatte. Und schließlich waren auch andere Drachen dem Ruf gefolgt, soweit er das richtig von Ragnar verstanden hatte, also konnte ihn dieser goldene Wurm, wenn er nicht selbst der Altdrache war, vielleicht zu diesem führen.
V’lhar machte sich die Entscheidung nicht leicht, doch schließlich trat er aus der Tunnelöffnung hervor, blieb jedoch davor stehen, um sie zu versperren, und stieß ein leises Grollen aus, gerade laut genug, um gehört zu werden. Und wenn nicht, so würde er es eben lauter wiederholen. Dabei stellte er Fell und Mähne auf, um sich größer zu machen, fächerte die Flügel in einem Halbkreis vor sich auf und brachte die Enden seiner ebenfalls aufgestellten Mähne zum Glühen.
[Eingangsbereich | in der Nähe von Ragnar; neben Tayta Inti] |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen So Feb 26, 2012 9:03 pm | |
| Das Geräusch, das er wider aller Erwartungen vernahm, gefiel ihm nicht. Noch dazu kam es aus einer Richtung, die denkbar ungünstig war. Der goldene Drache prüfte rasch die Möglichkeiten, die sich ihm boten, um auf das Grollen hinter ihm zu reagieren. Es erschien ihm unklug, in die Offensive zu gehen. Dabei konnte er nur verlieren. Auch das weitere Voranschreiten war wohl keine gute Wahl; es könnte den anderen beleidigen. So zog er vorsichtig seinen Kopf zurück, gerade geschickt genug, um sich nicht den selbigen zu stoßen, doch alles andere als elegant, denn er musste zwei kleine Schritte zurück gehen und dafür wieder seinen gesamten Körper koordinieren. Was nutzte einem das leistungsstärkste Gehirn unter allen Drachenarten, wenn die Muskeln viel zu langsam waren, um die rasenden Gedanken umzusetzen?
Suchend wanderte der Blick der hellen Augen über das Gestein der Höhlenwand, bis er den eines anderen Drachen kreuzte, der sich in der Eingangshalle aufplusterte. Im Bruchteil einer Sekunde hatte der Goldene den Fremden der richtigen Rasse zugeordnet und sich die wichtigsten Details ins Gedächtnis gerufen. Sie beide hatten einen weiten Weg hinter sich. Vermutlich war der Getigerte auch erschöpft und wollte ihn nur einschüchtern, um nicht angegriffen zu werden.
„Ihr braucht euch nicht zu sorgen, werter Âikisu-Illiaan“, sprach er mit tiefer, sonorer Stimme. „Ich sinne nicht auf eine Auseinandersetzung mit euch. Mich brachte der Ruf des Altdrachen her, den die Raben überbrachten. Mein Name ist... Inti.“ Zuerst hatte er sich als Tayta Inti vorstellen wollen, doch warum sollte er den Namen einer Familie nennen, zu der er nicht mehr gehörte? Ein wenig... nackt kam er sich in diesem Moment vor, so ganz ohne Beinamen, aber damit musste er zurecht kommen. Für den Rest seines Lebens.
Etwas argwöhnisch wartete er die Reaktion seines Gegenüber ab. Hatte er sich angemessen vorgestellt? Interpretierte er das Gebaren des anderen richtig? So vieles wusste er in der Theorie und von so vielem hatte er eigentlich keine Ahnung. Abgeschottet von der Welt konnte man keine praktischen Erfahrungen sammeln. Nun denn. Irgendwann war immer das erste Mal.
[Eingangshalle | V'lhar] |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Di Feb 28, 2012 6:48 pm | |
| Bei den Worten des Goldenen kniff er die Augen argwöhnisch zusammen und plusterte das Fell leicht beleidigt auf. „Ich sorge mich nicht, denn ihr seid kein Gegner für mich. Doch Ihr habt Glück, denn ich habe nicht vor, mit Euch zu kämpfen. Auch mich hat der Rabe geholt, das missmutige Tier. Doch ich konnte bisher noch nicht mit dem Altdrachen sprechen.“
V’lhar hob stolz den Kopf und ließ seine Brust anschwellen, dann neigte er den Kopf ein wenig und hob die Tatze leicht an. „Mein Name ist Cheyld-V’lhar vom Clan Cheyld-Tirallion von der Sippe Cheyld.“ Dabei bewegte er sich nicht von der Stelle, versperrte weiterhin den Weg in die Schlafhöhle und würde von dieser Position auch erst einmal nicht weichen.
Er konnte jedoch nicht umhin, den langen Körper des anderen Drachen interessiert zu betrachten. Er sah aus, als ob er unheimlich elegant sein müsste, doch bisher wirkten die Bewegungen des Goldenen eher unbeholfen. Dabei sah er nicht sonderlich jung aus. Unwillkürlich fragte V’lhar sich, ob der Drache ihn absichtlich versuchte zu täuschen. Ob er harmlos wirken wollte, damit er V’lhar überraschen konnte? Nun, beschloss der Âikisu-Illiaan und grub die Krallen in den Fels, das würde ihm nicht gelingen.
[Eingangshalle | Tayta Inti] |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Mi Feb 29, 2012 8:19 pm | |
| (ooc: Gedachtes ist durch Anführungszeichen und kleinere Schrift gekennzeichnet)
„Kein Gegner für dich? Das hast du gut erkannt, Cheyld-V'lhar. Ich bin kein Gegner, für niemanden. Doch was hat dieses Aufplustern zu bedeuten, diese angespannte Haltung? Deine Krallen scheinen den Boden zerfurchen zu wollen, so gespannt sind sie. War deine Versicherung, nicht mit mir kämpfen zu wollen, nicht ernst gemeint?“ Penibel nahm er jede Regung des anderen wahr. Irgendetwas stimmte hier nicht. Diese Rasse war eigentlich nicht aggressiv, wenn sie nicht auf der Jagd war oder ein Revier zu verteidigen hatte. Zumindest Zweiteres würde man ausschließen können. Doch auch der Jagdinstinkt dürfte ihn nicht treiben, noch dazu nicht auf einen Drachen, der ihn sogar etwas überragte. „Was erregt dich bloß so? Verrate es mir!“ Es war frustrierend. Vielleicht würde es helfen, wenn er die Gedanken des Getigerten in eine ungefährlichere Richtung lenkte.
„Es freut mich, Bekanntschaft mit eurer stolzen Rasse und einem dazu noch so vorzüglichen Vertreter derselben machen zu dürfen, Cheyld-V'lhar.“ Inti deutete ein Nicken an und blinzelte dabei deutlich einmal. „Wisst ihr, ob sich der Altdrache in der Ratshalle befindet? Ich wollte mich eben dorthin begeben, bevor ich euch bemerkt habe. Ich hatte gehofft, auf irgendeine Art und Weise empfangen zu werden... offiziell.“ Ihm war etwas unbehaglich zumute. Um sich davon abzulenken, beschäftigte er sich damit, den hinteren Teil seines Körpers näher zu sich zu bewegen und dabei nicht wie ein Kind auszusehen, das gerade erst laufen gelernt hat. Auch wenn es bei ihm beinahe eine ähnliche Situation war. „Geborstene Drachenschuppe! Meine Muskeln fühlen sich an, als würden sie die nächsten hundert Jahre nicht aufhören zu schmerzen.“
[Eingangshalle | V'lhar] |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen So März 04, 2012 9:07 pm | |
| Die Brust des Drachen wölbte sich noch etwas mehr und V’lhar stieß ein leises Schnurren aus. „In der Tat habe ich selbst für meine Rasse eine erstaunlich schöne Färbung und man hat mir einmal gesagt, dass mein Fell unvergleichlich seidig sei. Ihr müsst wissen, dass wir alle einen sehr feinen, wenn auch dichten Pelz haben. Doch der meine schmiegt sich wahrlich wie eine zweite Haut an meinen Körper.“ Anmutig beugte er dabei den Hals und fuhr sich mit der Zunge über Schulter, Bein und schließlich die scharfen, silbernen Krallen. Dabei blickte er mit einem silbernen Auge zu dem Goldenen.
„Ich habe den Altdrachen bisher nicht finden können, auch mich hat er mich nicht begrüßt, obwohl er mich gerufen hat.“ V’lhars Stimme klang dabei ein wenig beleidigt und auch seine Ohren legten sich zusammen mit seiner Mähne flach an seinen Körper an. „Ich habe weder seinen Geruch aufnehmen können noch etwas von ihm gehört.“ Stolz hob er den Kopf und sah Inti an. „Ich bin ihn jedoch auch noch nicht suchen gegangen.“ Argwöhnisch beobachtete er, wie Inti seinen Körper zusammenzog – eine Bewegung, die wirkte, als würde er zum Sprung ansetzen. Unwillkürlich spannte auch V’lhar sich an und behielt den Fremden im Auge.
[Eingangshalle | Tayta Inti] |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Di März 06, 2012 7:23 am | |
| „Du bist also eitel. Zumindest hilft mir diese Erkenntnis, um eventuelle Beleidigungen besser aufzuspüren. Allerdings verstehe ich immer noch nicht, wodurch deine Anspannung ausgelöst wird…“ Als der getigerte Drache eines seiner Beine ableckte, durchfuhr Inti ein innerliches Schaudern. Er persönlich fand diese Art der Körperpflege ekelhaft. Nicht nur, dass man dabei seine eigenen Haare unweigerlich mit fraß, nein, auch sämtlicher Dreck gelangte auf die Zunge und in den Magen. Ein erfrischendes Bad in einem klaren See oder Fluss war ihm tausendmal lieber. „Nun, dann sind wir schon zu zweit. Doch wenn ihr nicht einmal einen Geruch findet, bezweifle ich, dass er sich in der Ratshalle befindet. Sehr merkwürdig. “ „Wenn nicht sogar höchst beunruhigend. Es sieht einem Altdrachen nicht ähnlich, die Regeln der Höflichkeit zu missachten. Und wo sind die restlichen Drachen? Die Versammlung sollte sicherlich nicht nur aus mir und dem Âikisu-Illiaan bestehen.“ „Habt ihr auch sonst niemanden gerochen? Die Raben hatten von einer Versammlung geredet. Drei Teilnehmer scheinen mir recht wenig zu sein.“ Nachdenklich umschloss er sein langes Kinn mit einer seiner Vorderpranken. Diese Geste hatte er unbewusst von den Menschen kopiert, die ihn im Tempel umgeben hatten.
[Eingangshalle | V'lhar]
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen Fr März 16, 2012 11:50 am | |
| Eine Antwort blieb der getigerte Drache vorerst schuldig, denn ihr Gespräch wurde jäh unterbrochen. Ein lautes Krachen war zu hören und eine kleine Erschütterung war bis hierher zu spüren. „Bei allen Göttern! Wahrlich, diese Versammlung wird immer merkwürdiger.“ „Was kann das nur gewesen sein?“ Es brachte wenig, in der Höhle zu bleiben und darüber nachzudenken. Der goldene Drache machte nun vollends kehrt und steuerte wieder auf den Höhleneingang zu. Langsam und vorsichtig schob er sich weiter und weiter voran. Schon bevor er hinaustrat, konnte er die Umrisse einiger Drachen erkennen, die sich draußen befanden. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass der Altdrache ihnen zumindest bekannt war.
Inti trat hinaus auf das Plateau. Ein kurzer Blick nach links und rechts offenbarte ihm die Vielfalt der versammelten Drachenrassen. Sofort ins Auge fielen die beiden Incendio Legon, von denen einer gerade die letzten Meter bis zum Gipfel erklomm. „Grundgütiger! Ein Incendio Legon wäre schon gefährlich genug, aber dann auch noch zwei? Und offenbar männlich und weiblich… Herrje und ich dachte, ich wäre in der Nähe des Tempels der größten Gefahr ausgesetzt gewesen… “ Vor diesen beiden Gesellen würde er sich hüten. Diese Rasse war nicht gerade für ihre Freundlichkeit bekannt, sondern extrem aggressiv.
Der nächste, der Intis Aufmerksamkeit erregte, war der große grüne Drache mit Rüstung. Der Gedankenleser. Der Manipulierer. Der goldene Drache wusste, wie er seinen Geist abschirmen konnte und kam dieser Verpflichtung unverzüglich nach. Nicht, dass es dem Draco voluntatis vorher möglich gewesen wäre, seinen Gedanken zu folgen, dafür ratterten sie viel zu schnell durch seinen Kopf. Dennoch war nicht auszuschließen, dass er hier und da Wörter oder Bilder aufschnappen konnte und Inti ging kein Risiko ein. Von nun an würde der grüne Drache höchstens noch eine steinerne Wand erkennen, sollte er versuchen, in den Geist des Pacha Ruraq einzudringen.
Abgesehen von diesen dreien befanden sich noch weitere und etwas unspektakulärere Exemplare auf dem Plateau. Der Goldene meinte einen Nebeldrachen und eine Kristalldrachin erkannt zu haben. Was seinen Atem jedoch zum Stocken brachte, war der massige Körper, der in einer völlig bizarren Haltung vor ihnen lag. Ohne Zweifel, das musste der Altdrache sein. Keine andere Drachenrasse hatte je diese Ausmaße erreicht. Und er lag im Sterben. Mühevoll brachte er noch einige Worte hervor, die deutlich machten, dass die versammelten Drachen bereits eine gemeinsame Geschichte erlebt haben mussten. Es gab viel zu besprechen. Später. Wie der Gedankenleser richtigerweise feststellte, sollte dieser Moment nicht entweiht werden durch unpassende Äußerungen. Voller Ehrfurcht senkte Inti seinen Kopf, schloss die Augen und sprach ein Gebet. Erst jetzt wurde ihm klar, warum so viele vor ihm in einer solchen Situation gebetet hatten und warum so viele nach ihm es vermutlich ebenfalls tun würden. Man konnte nichts Anderes tun. Es gab kein Heilmittel gegen den Tod. Ein Gebet nahm zumindest ein wenig die Last der Ohnmacht von den eigenen Schultern. Man hielt sich in diesem Augenblick an der Hoffnung fest, dass das eigene Gebet etwas bewirkte. Er wünschte der Seele Silvaanors Frieden. Unvorstellbar lange hatte sie in diesem Körper verweilt. Nun musste sie loslassen und Einkehren in das, was er als Jenseits bezeichnen würde.
Noch war es selbst für sein hochentwickeltes Gehirn zu früh, um die volle Tragweite dieses Verlustes zu begreifen. Die Zeit der Erkenntnis war noch nicht angebrochen. Nachdem er sein Gebet beendet hatte, öffnete er seine Augen wieder. Ein weiterer Drache hatte sich zu ihnen gesellt. Ähnlich wie Inti besaß jener zwei Flügelpaare, konnte sie aber wahrscheinlich besser einsetzen als der goldene Drache. Bei ihm befand sich eine menschlich anmutende Gestalt. Da Inti sein ganzes Leben lang mit Menschen Kontakt gehabt hatte, störte er sich nicht sonderlich an dieser Anwesenheit.
[tritt auf das Plateau hinaus und verhält sich ruhig]
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: V'lhar & Ragnar - Ankunft und Erwachen So März 18, 2012 6:01 pm | |
| V’lhar ging gedanklich die verschiedenen alten und neuen Gerüche durch und überlegte, um wie viele Drachen es sich dabei handeln könnte. Dies war keine leichte Aufgabe, denn die Duftspuren waren über die Zeit schwächer und von neueren überlagert worden. Seine Gedanken jedoch wurden von einem Tumult außerhalb der Höhle unterbrochen. Augenblicklich ging er von seiner inzwischen beinahe entspannten Haltung wie in eine Verteidigungsstellung über – geduckt, die Muskeln angespannt und zum Sprung bereit, Mähne aufgestellt und die Flügel leicht abgespreizt. Noch immer war er nicht bereit, jemanden in die Schlafhöhle zu lassen, selbst wenn es sich um die Kameraden Ragnars handelte. Denn da er nicht wusste, um wen es sich dabei handelte, würde er jeden Fremden erst einer genauen Prüfung unterziehen.
Aufmerksam beobachtete er, wie der Goldene seinen langen Körper umständlich durch den Eingang schob und die Höhle langsam verließ. Er schien etwas sehr aufmerksam zu beobachten, und V’lhar fragte sich, um was es sich dabei handeln könnte. Er konnte Stimmen hören und immer wieder erbebte der Boden leicht, als würden schwere Körper landen. Der Schweif des Getigerten zuckte nervös, doch schließlich verlor er diesen inneren Kampf und schlich sich neugierig selbst zum Eingang der Höhle. Er achtete darauf, weiter einen Sicherheitsabstand zu Inti einzuhalten und lugte vorsichtig um die Ecke, um zu sehen was vor sich ging.
Viel war das allerdings nicht, denn aus dieser Perspektive konnte er lediglich einige große Umrisse erkennen, die sich um einen dunklen Brocken am Boden verteilten. Um wen oder was es sich dabei handelte, war V’lhar jedoch nicht klar und diese Unwissenheit gefiel im ganz und gar nicht.
„Inti!“ zischte er daher zu dem Goldenen, hoffentlich leise genug, dass ihn niemand außer dem anderen Drachen würde hören können. Dass er diesem vorher noch beinahe feindselig gegenübergestanden hatte war erst einmal vergessen. „Inti, was geht dort vor sich?“ [Lugt aus dem Eingang vor I versetzt hinter Tayta Inti] |
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